Analog-Astronauten: Probelauf für den Mars

Analog-Astronauten: Probelauf für den Mars

Wie wäre es, auf dem Mars zu leben? Was bräuchte der Mensch dazu? Analog-Astronaut Gernot Grömer übt mit seinem Team für einen Aufenthalt auf dem Mars, und zwar in der Wüste.

Ein Analog-Astronaut bei seiner Arbeit. Dieses Foto wurde bei einer Mission in Marokko augenommen
Foto: ©OeWF_Voggeneder.
Gernot Grömer
Foto: oewf/FVoggeneder

Mehr als ein Dutzend Mal hat Gernot Grömer schon ausprobiert, wie es wäre, auf dem Mars zu leben. Dabei liegt der Mars momentan rund 380 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, doch Gernot Grömer hat die Erde nie verlassen. Gernot ist nämlich ein sogenannter Analog- Astronaut. „Wir simulieren eine zukünftige Mars- Expedition“, also einen Forschungsaufenthalt auf dem Mars, erklärt der 46-Jährige seine Arbeit. Simulieren heißt in diesem Fall „so tun als ob“. Man tut das, damit Menschen, die dann einmal wirklich auf den Mars fliegen, nicht zu viele Überraschungen erleben.

So tun als ob

Eine Analog- Expedition sieht so aus: Meist wird in einer Wüste eine Station errichtet. Dort verhalten sich die Analog- Astronauten einen Monat lang so, als wären sie auf dem Planeten Mars. „Wir machen dort Experimente, die man auch auf dem Mars machen würde. Zum Beispiel suchen wir nach Lebensspuren.“ Während der gesamten Mission muss auch ein Raumanzug getragen werden. „Denn auf dem Mars wäre man sonst schnell tot.“ Die Temperaturen dort schwanken zwischen plus 20 Grad am Tag und minus 85 Grad in der Nacht. Außerdem gibt es kaum Sauerstoff zum Atmen. Auch im Oktober 2020 hätte wieder eine Expedition stattfinden sollen. Wegen Corona musste sie jedoch um ein Jahr verschoben werden.

Wie eine Schildkröte

So ein Raumanzug ist wie eine Art Raumschiff zum Anziehen. Er wiegt ungefähr 50 Kilogramm. Ihn anzuziehen dauert rund drei Stunden. „Man zieht eigentlich eine schwere Maschine an, von der das eigene Leben abhängt“, erklärt der Astronaut. Im Anzug gibt es viele Messgeräte, die die Körperfunktionen überwachen. Gemessen wird zum Beispiel, wie oft das Herz schlägt und ob die Atmung normal ist. „Man kommt sich ein bisschen vor wie eine Schildkröte im Panzer, man hat alles, was man braucht, mit am Körper aufgeschnallt“, scherzt Gernot.

Blick auf die Zukunft

Besonders gefällt dem Analog-Astronauten, dass er immer mit den neuesten Raumanzügen, Messinstrumenten und Geräten arbeiten darf. Manche von ihnen werden vielleicht erst in 20 bis 30 Jahren bei wirklichen Reisen ins All verwendet werden. Die Aufgabe von Gernot und seinem Team ist es, herauszufinden, ob ein bestimmter Raumanzug Nachteile hat oder ein Bauteil nicht richtig funktioniert. „Es ist natürlich viel besser, auf der Erde als erst auf dem Mars auf so etwas draufzukommen“, weiß der 46-Jährige.

Wie wird man Analog-Astronautin oder Analog-Astronaut?

Wie sieht die Ausbildung aus?

Gernot hat an der Universität Innsbruck Astronomie studiert. Im Schwerpunkt Astrobiologie hat er seinen Doktortitel gemacht. Eine naturwissenschaftliche oder medizinische Ausbildung zu haben, ist von Vorteil. So sind zum Beispiel viele Mediziner oder Physiker (sprich: Füsiker), aber auch Piloten unter den Analog-Astronauten. Zusätzlich erhalten Analog- Astronauten eine Grundausbildung beim Österreichischen Weltraum-Forum, die mehrere Monate dauert. Während dieser Ausbildung werden sie für die einzelnen Missionen trainiert. Um überhaupt an der Grundausbildung teilnehmen zu dürfen, muss man im Rahmen eines Auswahl-Verfahrens körperliche Tests und Wissenstests bestehen.

Welche Fähigkeiten brauche ich für den Beruf?

Analog-Astronauten müssen körperlich und geistig kerngesund sein. Sportlich zu sein, ist sehr wichtig. Da es immer wieder lange Wartezeiten gibt, brauchen Analog-Astronauten viel Geduld. Einen gefestigten Charakter und Humor zu haben, ist von Vorteil. „Ein ruhiger Bastlertyp, der aber an der richtigen Stelle auch einmal einen guten Witz erzählen kann“, beschreibt Gernot den idealen Kandidaten für eine Analog-Expedition.

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