Protest im russischen Fernsehen: „Hier werdet ihr belogen“

Protest im russischen Fernsehen: "Hier werdet ihr belogen"

Warum eine Mitarbeiterin des russischen Staatsfernsehens für viele zur Heldin wurde.

Diese Unterbrechung im russischen Fernsehen sorgt für viel Wirbel
Foto: Imago

Stell dir vor, du schaust mit deinen Eltern gerade die Nachrichtensendung ZiB 1. Da springt plötzlich jemand hinter der Moderatorin ins Bild und hält ein Schild in die Kamera. Genau das ist vor Kurzem in Russland passiert. Als die russische Sprecherin gerade die Nachrichten vorlas, sprang eine andere Mitarbeiterin des staatlichen Fernsehens hinter ihr ins Bild. Sie hatte ein Schild dabei. Auf dem Schild stand folgende Botschaft: „Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen.“ Dazu rief sie mehrmals laut: „Nein zum Krieg, Nein zum Krieg, Nein zum Krieg!“ Anschließend brach die Übertragung ab.

Wozu das Ganze?

Die Frau, die in die Sendung stürmte, heißt Marina Owsjannikowa und ist Fernsehredakteurin. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen vom Fernsehen, von Zeitungen und vom Radio dürfen nicht frei berichten. Sie dürfen nicht mehr sagen, was Sache ist. Das heißt, in Russland gibt es keine Pressefreiheit. Das ist nicht erst seit dem Angriff auf die Ukraine so. Schon seit vielen Jahren kontrollieren die Politikerinnen und Politiker ganz genau, was berichtet wird. Vor allem der russische Präsident Wladimir Putin verbietet, dass Dinge über ihn berichtet werden, die in schlecht dastehen lassen. Niemand darf zum Beispiel den russischen Angriff auf die Ukraine als „Krieg“ bezeichnen. Macht es jemand doch, dann drohen ihm Gewalt oder Gefängnis.

Auch Marina Owsjannikowa wurde nach dem Vorfall verhaftet. Sie hat auch eine Geldstrafe bekommen. Was jetzt noch mit ihr passiert, weiß man noch nicht. Bis zu 15 Jahre Gefängnis könnten der Fernsehredakteurin drohen. Viele Menschen finden es sehr mutig, was die Frau gemacht hat. Sie sagen, sie sei eine Heldin.

Gut zu wissen: Die Menschen in Russland haben nicht mehr viele Möglichkeiten, sich zu informieren, was wirklich gerade passiert. Die meisten Zeitungen und Fernsehsender berichten nur mehr, was Putin will. Da gibt es viele Falschnachrichten. Auch über soziale Medien werden viele sogenannte „Fake News“ (sprich: fäik njius) verbreitet. Ein paar soziale Medien sind in Russland gar nicht mehr aufrufbar. Instagram zum Beispiel.

Was bedeutet Propaganda?

Mit Propaganda versucht man Menschen zu beeinflussen, damit sie das denken und tun, was man von ihnen will. Dazu werden oft Falschnachrichten verbreitet. In diesen Falschnachrichten macht man Gegnerinnen und Gegner nieder. In anderen Falschnachrichten sagt man hingegen, welche tollen Dinge man selbst (zum Beispiel ein Politiker) macht. Haben Politiker etwa Macht über Fernsehen, Radio und Zeitungen, können sie dort viel Propaganda betreiben. Propaganda kann man mithilfe von Bildern, Reden, Zeitungsartikeln, Fernsehberichten und vielem mehr machen.

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