Selbstschutz: Warum du „Nein“ sagen darfst

Selbstschutz: Warum du "Nein" sagen darfst

Auf Warnsignale achten, das Bauchgefühl ernst nehmen: Selbstschutzexperte Markus Schimpl verrät, wie das im Ernstfall gelingt.

Andere dürfen nicht alles mit dir machen, nur weil du ein Kind bist
Foto: Adobe Stock

Nicht mit Unbekannten mitgehen, nicht ins fremde Auto steigen, sich nicht locken lassen mit irgendwelchen Geschenken – Chiara (9) weiß, wie sie sich vor Gefahren schützt. Trotzdem weiß sie nicht, wie sie in Worte fassen soll, was ihr gestern im Schulbus passiert ist. Auf dem Nachhauseweg hat sich ein fremder Mann neben sie gesetzt. Immer wieder hat er ihr Fragen gestellt. Woher sie sei, in welche Schule sie gehe und in welcher Straße sie wohne, wollte er von Chiara wissen. Auch, ob ihre Eltern bei der Bushaltestelle auf sie warten, hat er gefragt. Und da war es auf einmal: In Chiaras Bauch hat sich ein komisches Gefühl ausgebreitet. „Mir waren diese Fragen unangenehm und ich wollte, dass er mich in Ruhe lässt“, sagt Chiara. „Doch ich wusste nicht, wie ich ihm das sage.“ An irgendeiner Station ist das Mädchen dann einfach aufgesprungen, ausgestiegen und hat ihre Mama angerufen.

Selbstschutz: Nein heißt nein

Chiara hat auf ihr Bauchgefühl gehört. Manchmal kann man dieses unangenehme Gefühl im Bauch nicht beschreiben. Man weiß nur, es ist nicht richtig, was da gerade passiert. „Dieses Gefühl sollte man nicht unterdrücken, sondern bewusst wahrnehmen“, rät Selbstschutzexperte Markus Schimpl. Das heißt: Deine Gefühle sind wichtig und du kannst ihnen vertrauen. Natürlich sollst du dich nicht ängstigen oder hinter jeder Ecke einen Angreifer vermuten. Nicht jeder Fremde will etwas „Böses“. Und auch nicht jeder, der mit Kindern spricht, hat schlechte Absichten. Trotzdem können wir nicht die Gedanken anderer Menschen lesen. Deshalb ist es wichtig, dass du dich sicher fühlst und in Ernstfällen richtig handelst.

Bauch rein, Brust raus!

Deine Körperhaltung beeinflusst, wie selbstsicher du dich fühlst.

Foto: Jürgen Fuchs

Runder Rücken, hängende Schultern und ein gesenkter Kopf – so wirkst du verschlossen und ängstlich.

Foto: Jürgen Fuchs

Richte dich möglichst gerade auf und nimm deine Schultern nach hinten. Eine aufrechte Haltung sorgt dafür, dass du selbstbewusst auf deine Umgebung wirkst.

Sicherheitstipps:

  • Durchatmen, ruhig bleiben und Abstand halten – im ersten Schritt kann es helfen, die Person einfach nicht zu beachten. Du musst mit niemandem sprechen, wenn du das nicht willst.
  • Nein! Das möchte ich nicht“ zu sagen, ist nicht unhöflich, sondern die richtige Antwort, wenn du dich unwohl fühlst.
  • Du kannst dich aber auch lautstark bemerkbar machen. Du hast das Recht, ganz laut „Stopp!“ zu schreien.
  • Vielleicht willst du auch andere Erwachsene zur Hilfe rufen. Du kannst den Erwachsenen direkt ansprechen: „Hallo! Sie mit der roten Hose, helfen Sie mir, bitte!“
  • Die wichtigste Notrufnummer: 133 Polizei.

Sprich darüber!

Wenn dir etwas passiert, das dir ein unangenehmes Gefühl macht, rede mit jemandem darüber. Du kannst dich natürlich auch zuerst einmal deiner besten Freundin oder deinem besten Freund anvertrauen. Vielleicht könnt ihr dann gemeinsam zu einem Erwachsenen gehen, dem ihr beide vertraut. Das können deine Eltern sein, deine Lehrerin oder dein Lehrer, vielleicht auch eine Tante oder ein Onkel. Brauchst du jemanden zum Reden? Die kostenlose Beratung „Rat auf Draht hilft dir, und zwar rund um die Uhr unter der Telefonnummer 147 (ohne Vorwahl).

Verkehr, Internet, Selbstverteidigung: Alles rund ums Thema Sicherheit

Sich wohlfühlen und ohne Angst vor Gefahren durch das Leben zu gehen, ist wichtig. Dieser Beitrag zum Thema Sicherheit ist Teil einer Serie, die im vergangenen Jahr in der der Printausgabe der Pausenzeitung erschienen ist. Bei Selbstschutzexperte und Autor Markus Schimpl lernst du die Fähigkeiten deines Körpers kennen und erfährst, dass du etwas tun kannst, wenn Gefahr droht. Außerdem geht es darum, Gefahr zu verhindern, bevor sie überhaupt entsteht. Das wird auch Prävention genannt. Aber was ist das? Hier ein Beispiel: Du siehst eine rutschige Stelle am Boden. Was tust du? Die rutschige Stelle meiden oder langsam drübergehen? Die Antwort: Um dich gar nicht erst in Gefahr zu begeben, wirst du die rutschige Stelle umgehen. Und genau das ist Prävention.

Buchtipp: Markus Schimpl. Ich rette mich. 208 Seiten, 20 Euro. Markus Schimpl ist Selbstschutzexperte und Autor. Außerdem unterrichtet er Selbstschutz an Schulen. Mehr Infos unter: www.ichrettemich.com

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