Wonach riecht eigentlich Regenwurm-Kot?

Wonach riecht eigentlich Regenwurm-Kot?

Regenwürmer findet man fast überall – und sie hinterlassen seltsame Spaghetti-Häufchen im Garten. Warum das gut ist und gar nicht schlecht riecht, hat uns Regenwurm-Experte Johann Zaller im Interview erzählt.

Regenwürmer sind nützlich
Foto: Adobe Stock/vitec40
Johann Zaller
Johann Zaller
Foto: privat

Warum sind Regenwürmer im Garten so nützlich?

Weil sie durch ihr Graben den Boden lockern und abgestorbene Pflanzen in den Boden ziehen und abbauen. So stehen die Nährstoffe aus den Pflanzen dann später wieder anderen Pflanzen zur Verfügung. In einem lockeren Boden wachsen auch die Pflanzenwurzeln besser.

Das Gang-System der Regenwürmer ist riesig. Unter einem Quadratmeter Boden können sich so mehrere Hundert Meter an Gängen befinden. Dadurch kann Regenwasser besser versickern und es kommt weniger leicht zu Überschwemmungen.

Außerdem produzieren die Regenwürmer viele Regenwurmhäufchen – bis zu 60 Kilogramm pro Quadratmeter im Jahr. Diese Regenwurmhäufchen sehen manchmal aus wie ein Häufchen Spaghetti und riechen überhaupt nicht nach Kot, sondern nach frischem Boden. Sie sind wie kleine Düngerpakete. Die Pflanzen zapfen mit ihren Wurzeln diese Regenwurmhäufchen an und nehmen die Nährstoffe daraus auf. Wir haben das einmal in einem Experiment untersucht und konnten zeigen, dass die Nährstoffe aus den Regenwurmhäufchen sogar von Blattläusen aufgenommen wurden, die an den Blättern saugten. In einem anderen Experiment konnten wir zeigen, dass Regenwürmer auch Pflanzensamen im Boden verteilen und dadurch für viele verschiedene Pflanzen sorgen.

Was fressen Regenwürmer?

Regenwürmer haben keine Zähne. Sie saugen zum Beispiel Blätter an und ziehen sie in ihre Gänge, dort werden sie von anderen Bodentieren und Mikroorganismen zersetzt. Im Boden grasen die Regenwürmer an Bakterien, Pilzen und Algen, die überall im Boden vorhanden sind. Dadurch fressen die Regenwürmer auch Erreger von Pflanzenkrankheiten, die im Boden leben, und verhelfen damit zu einem gesunden Boden und zu gesunden Pflanzen.

Welche Feinde hat ein Regenwurm in unserem Garten?

Da gibt es einige: Maulwürfe, Amseln, Krähen, Störche, Spitzmäuse, Kröten, Dachse, Füchse. Aber das sind nun einmal natürliche Nahrungsbeziehungen in der Natur und das sollte für gesunde Regenwurmbestände im Garten kein großes Problem sein.

Wie alt wird ein Regenwurm?

Man schätzt, in der freien Natur mit den vielen Feinden werden sie etwa drei Jahre alt. In Gefangenschaft, wenn der Regenwurm umsorgt wird, kann er aber schon einmal 10 Jahre alt werden.

Wie kann ich einem Regenwurm im Garten helfen?

Am besten dadurch, dass Kompost gedüngt wird und keine Kunstdünger und Pestizide eingesetzt werden. Wichtig ist, den Garten nicht zu sehr zu pflegen, Schattenplätze einzurichten, im Herbst das Laub liegen zu lassen. Damit nimmt man vielleicht in Kauf, dass der Rasen nicht so golfplatzmäßig wird, dafür blühen dann aber bunte Blumen und man tut nicht nur dem Regenwurm, sondern auch den Insekten etwas Gutes.
Beim Umstechen im Gemüsegarten ist es auch wichtig, eine Grabgabel statt eines Spatens zu verwenden, dann ist die Verletzungsgefahr für Regenwürmer geringer.

Leben Regenwürmer, die in zwei Hälften geteilt wurden, weiter?

Nein, das ist ein Märchen, das immer wieder erzählt wird. Wichtige Organe, zum Beispiel auch die fünf Herzen des Regenwurms, befinden sich im vorderen Bereich des Regenwurms, somit ist eine abgetrennte hintere Hälfte nicht lebensfähig. Aber ein Regenwurm kann überleben, wenn das hintere Drittel zum Beispiel von einem Vogel weggepickt wurde.

 

Steckbrief:

Johann Zaller ist Ökologe am Institut für Zoologie der Universität für Bodenkultur Wien. Ökologen untersuchen, wie Tiere, Pflanzen und andere Organismen zusammenleben und wie sie von Störungen, der Umwelt und dem Wetter beeinflusst werden.

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