Wie lebt ein Nashorn ohne Horn?
Um das Nashorn vor den brutalen Methoden der Wilderer zu schützen, schneiden Tierschützer den Tieren das Horn ab. Jetzt wurde untersucht, wie sich das auf das Verhalten der Tiere auswirkt.
Millionen Jahre lang hatten Nashörner ein gutes Leben. Gemütlich trotteten die stämmigen Pflanzenfresser durch die Gegend und hatten so gut wie keine Feinde. Wer legt sich schon mit einem tonnenschweren Dickhäuter an, der seine Hörner auch zur Verteidigung einsetzt? Bis schließlich der Mensch auf die Jagd ging, um an die Hörner zu kommen. Das Horn des Nashorns besteht aus Keratin. Auch unserer Fingernägel bestehen aus Keratin. Seither sind auch diese Dickhäuter vom Aussterben bedroht.
Teures Nashorn-Pulver
Vor allem Menschen in asiatischen Ländern glauben, dass das Pulver, das aus diesem Horn hergestellt wird, bestimmte Krankheiten heilen kann. Wissenschaftlerinnen haben dieses Pulver genauer untersucht. Sie haben allerdings keinen Beweis dafür gefunden, dass Pulver aus diesem Horn tatsächlich heilende Wirkung hat. Trotzdem werden Nashornhörner illegal verkauft. Da es schwer zu bekommen ist, zahlen manche Menschen ein Vermögen dafür. Oft ist es sogar teurer als Gold oder Diamanten.
Da die Wilderer bei der Jagd auf Nashörner besonders brutal vorgehen, wird alles getan, um die Tiere zu schützen. Denn vor allem die Zahl der Spitzmaulnashörner ist in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Tierschützer entfernen deshalb das Horn – und zwar so, dass die Tiere nicht besonders leiden müssen. Nachdem ein Horn innerhalb von drei Jahren wieder nachwächst, muss es immer wieder gekürzt werden. Doch für Wilderer ist ein Nashorn ohne Horn nicht mehr interessant.
Weniger Kontakt zu Artgenossen
Doch wie lebt ein Nashorn eigentlich ohne Horn? Das haben Forschende aus der Schweiz nun 15 Jahre lang bei 368 Nashörnern in Südafrika beobachtet. Sie stellten fest, dass sich Nashörner ohne Horn in einem viel kleineren Gebiet bewegen als ihre Artgenossen mit Horn. Sie hatten auch weniger Kontakt zu anderen Nashörnern. Das zeigt vor allem, wie wichtig das Horn für die Tiere ist: Sie verteidigen damit ihr Territorium und beschützen damit ihre Jungen. Sie benutzen das Horn auch, um nach Wasser zu graben oder sich einen Weg durch dichtes Gestrüpp zu bahnen. Männliche Nashörner benutzen es auch, um Weibchen zu beeindrucken. Könnte es sein, dass sich Nashörner ohne Horn auch weniger vermehren? Das wollen die Forscher in den nächsten Jahren auf jeden Fall noch genau beobachten.
Eine gute Nachricht gibt es noch: Während der Coronapandemie waren deutlich weniger Wilderer unterwegs als in den Jahren zuvor.