Einfach erklärt: Was ist die "Kärntner Volksabstimmung?"
Am 10. Oktober 1920 fand die Kärntner Volksabstimmung statt. Seitdem haben alle Schülerinnen und Schüler in Kärnten an diesem Tag frei. Aber warum wurde damals eigentlich abgestimmt?
Das Wichtigste im Schnellüberblick:
- Am 10. Oktober 1920 mussten die Männer und Frauen, die in einem bestimmten Gebiet in Kärnten lebten, wählen, ob sie lieber zu Österreich oder zum damaligen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen gehören wollen. Man nannte dieses Königreich auch SHS-Staat.
- Für diese Entscheidung gab es eine Wahl: die Kärntner Volksabstimmung.
- Das Ergebnis der Abstimmung war, dass mehr dieser Menschen zu Österreich gehören wollten.
- Der Tag der Abstimmung ist seitdem ein Gedenktag, an dem du schulfrei hast.
Wahrscheinlich hast du Österreich schon einmal auf einer Landkarte gesehen und weißt, wie groß unser Land ist. Vor über 100 Jahren aber war Österreich Teil eines viel größeren Reiches, das von einem Kaiser regiert wurde. In diesem Reich lebten unterschiedliche Volksgruppen. Daher nannte man dieses Kaiserreich einen Vielvölkerstaat. Jede dieser Volksgruppen sprach ihre eigene Sprache. Auch heute sprechen in Österreich viele Menschen eine andere Muttersprache als Deutsch. Dazu gehören etwa Slowenisch, Burgenlandkroatisch, Ungarisch, Tschechisch, Slowakisch, Romani und die Gebärdensprache. Diese sieben Sprachen sind in Österreich als sogenannte Minderheitensprachen anerkannt. Das heißt, es gibt ein Gesetz, das diese Sprachen schützt.
Neue Staaten wurden gegründet
Im Jahr 1918 ging der Erste Weltkrieg zu Ende. Das Kaiserreich hatte diesen Krieg verloren. Bei langen Verhandlungen in Paris wurde diskutiert, was mit diesem Reich nun geschehen soll. Die verschiedenen Volksgruppen des Kaiserreichs wollten alle einen eigenen Staat haben, in dem sie selbst bestimmen konnten. Die Sieger des Kriegs bestimmten, welche Grenzen die neuen Staaten haben sollen.
Um Kärnten wurde gestritten
Einer dieser neuen Staaten war die Republik Österreich. Dort sollten die Deutschsprachigen leben. Auch Kärnten sollte zu Österreich gehören. Im südlichen Kärnten sprachen die meisten Menschen jedoch Slowenisch. Um dieses Gebiet wurde bald gestritten und sogar mit Waffen gekämpft. Denn neben Österreich wollte auch der angrenzende SHS-Staat diese Menschen bei sich haben. Später nannte sich dieser Staat Jugoslawien. Bei den Verhandlungen in Paris wurde beschlossen, dass die Menschen im südlichen Kärnten selbst entscheiden sollen, zu welchem Staat sie gehören wollen.
So lief die Kärntner Volksabstimmung
Am 10. Oktober 1920 war es dann so weit: Es wurde abgestimmt. Alle Erwachsenen, die in Südkärnten lebten, durften ihre Stimme abgeben.
Nach der Abstimmung war klar: Auch der umkämpfte südliche Teil von Kärnten wird zu Österreich gehören. Ungefähr 60 Prozent der Menschen stimmten für Österreich. Das sind mehr als die Hälfte. Und das, obwohl die meisten von ihnen im Alltag Slowenisch sprachen. Dass diese Menschen zu Österreich gehören wollten, hatte viele Gründe. Einer davon war, dass der SHS-Staat eine Monarchie war. Eine Monarchie ist ein Land, in dem ein König oder Kaiser regiert. Das wollten diese Menschen nicht mehr. Sie wollten lieber in einem Land leben, in dem sie mitbestimmen können. Außerdem durften in Österreich seit 1918 auch Frauen wählen. Das war in anderen Ländern oft noch nicht so.
Viele verschiedene Meinungen
Die Bäuerinnen und Bauern erkannten, dass sie ihre Waren in Villach und Klagenfurt besser verkaufen konnten als in den Orten hinter den Karawanken. Arbeiterinnen und Arbeiter freuten sich über die neuen Gesetze, die sie besser schützten. Umgekehrt hatten aber auch Menschen, die Deutsch sprachen, für den SHS-Staat gestimmt. Zum Beispiel, weil sie in einer Monarchie leben wollten.
Wie es heute ist
In Kärnten wird jedes Jahr mit Veranstaltungen an diese Abstimmung erinnert. Der Tag der Abstimmung ist ein Gedenktag, an dem alle Schülerinnen und Schüler in Kärnten schulfrei haben.
Was ist eine Volksabstimmung?
In Österreich kümmern sich normalerweise Politikerinnen und Politiker um die Gesetze. Sie beschließen diese Gesetze im Parlament. Es kann aber auch vorkommen, dass nicht die Politiker, sondern die Bürgerinnen und Bürger selbst entscheiden, ob ein Gesetz beschlossen werden soll oder nicht. Das tun sie bei einer Volksabstimmung. Bei einer Volksabstimmung geht es immer um Dinge, die für das ganze Land wichtig sind.
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